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BVI: Gute Zahlen, gute Stimmung, aber der Kampf geht weiter
Der Fondsverband BVI hat am 11.2. die Zahlen für das Jahr 2019 vorgelegt. So sind die Assets under Management (AuM) von 2955 Milliarden Euro 2018 auf 3398 Milliarden Euro Ende 2019 geklettert. „Für die deutsche Fondsindustrie gibt es keinen Grund zur Klage“, kommentierte Tobias C. Pross, der Präsident des BVI die Geschäftsentwicklung. 1116 Milliarden Euro (Vorjahr 974) entfielen auf offene Publikumsfonds, 1875 Milliarden Euro (1619) auf offene Spezialfonds und 392 Milliarden Euro (353) auf Mandate. Und auch im Januar ist die Fondsbranche laut Pross gut ins neue Jahr gestartet.
Zufriedenheit herrschte auch bei Thomas Richter, dem Hauptgeschäftsführer des BVI. So habe der Verband im Jahr 2019 drei große Themen auf der Agenda gehabt: Altersvorsorge, Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz/Produktregulierung.
Private Altersvorsorge: Als „bemerkenswert“ bezeichnete Richter die Tatsache, dass es gelungen sei, gemeinsam mit dem GDV, der LBS und dem Verband der Privaten Bausparkassen so rasch einen 5-Punkte-Plan für die Riester-Reform zu erarbeiten. „Riester ist alles andere als gescheitert“, bewertete Richter die Tatsache, dass insgesamt 37,5 Millionen Förderberechtigten bereits 16,5 Millionen Menschen einen Riester-Vertrag hätten. Von 3383 Milliarden Euro in offenen Publikumsfonds, offenen Spezialfonds und Mandaten seien insgesamt 1517 Milliarden in Produkten, die für die Altersvorsorge gedacht seien. „Wir sind der Transmissionsriemen der Altersvorsorge in Deutschland“, sagte Richter.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist für Richter der Bundesparteitagsbeschluss der CDU gegen die Einführung eines Staatsfonds. Stattdessen sind die Branchen wie Fondsindustrie und Versicherungen gefordert, ein Standardprodukt zu entwickeln, das hilft die Vertragszahl innerhalb von drei Jahren um 30 Prozent zu erhöhen. „Dies ist ein faires Ziel“, kommentierte Richter.
Nachhaltigkeit: Das Thema Nachhaltigkeit wird noch vor den niedrigen Zinsen und alternativen Produkten von den Mitgliedsunternehmen des BVI in einer Befragung als der wichtigste Wachstumstreiber der Branche bezeichnet. Wichtig ist dem BVI, dass die Taxonomie, die Ende 2021 in Gesetz gegossen sein soll, auf der Basis der Freiwilligkeit ruht. Der 414 Seiten starke Bericht „Taxonomy Technical Report“ der EU Expert Group on Sustainable Finance bezieht sich nur auf zwei von sechs Umweltzielen. „Es liegt auf der Hand. Wir stehen erst am Anfang“, kommentierte Richter.
Verbraucherschutz und Produktregulierung: Auch hier sieht Richter wichtige Fortschritte, die auch von dem Verband vorangetrieben wurden. So greife das BMF wesentliche BVI-Forderungen auf und denkt an eine Überarbeitung von MIFID II. Beim leidigen Thema PRIIPS soll es ebenfalls eine Überarbeitung der Berechnungen von Wertentwicklungs-Szenarien und Transaktionskosten geben. Auch zum Thema Liquiditätsmanagement seien gesetzliche Maßnahmen auf dem Wege.
Für das laufende Jahr hat sich der BVI auch den Themenkomplex Kapitalmarktunion und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit auf die Fahnen geschrieben. „Ein falsch verstandener Verbraucherschutz behindert die Kapitalmarktunion“, urteilt Richter. Zu den bisherigen Maßnahmen: Der seit Dezember 2015 mögliche Europäische Infrastrukturfonds (ELTIF) habe bislang zu vier Zulassungen geführt. „Ein Rohrkrepierer“, so Richter. Auch das Pan-europäische Pensionsprodukt (PEPP) verhindere durch die Kostendeckelung eine breitere Angebotspalette. Zu MIFID II und PRIIPs gibt es inzwischen eine Studie der Ruhr-Universität Bochum, die zu dem Ergebnis kommt, dass Verbraucher durch die Vorschriften eher abgeschreckt werden. „Auch dies ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Kommission die Kapitalmarktunion eher behindert statt fördert.
Mit Blick auf die Grundprinzipien für die Regulierung des Finanzsystems in den USA, die deutlich branchenfreundlicher als in Europa sind, hofft Richter auf die neuen Kommissions-Mitglieder wie Vladis Dombrovkis, der zumindest hat erkennen lassen, dass es hier ganz offenbar um einen Wettbewerb auch der Wirtschaftsräume geht. So wird der Kampf des BVI gegen die Windmühlen der Politik auch 2020 weitergehen.
Uwe Lill
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